Ein Kompass für das Quartier: Das Gemeinwohl-Barometer im Hansaviertel
Vor dem Hintergrund vielfältiger Krisen des menschlichen Zusammenlebens (Gesundheit, Klima, Soziales) fällt dem gesellschaftlichen Gemeinwohl heute wieder stärkere Bedeutung zu. Auch im Bereich der Stadtentwicklung und -planung wird sich (wieder) vermehrt Bezug auf das Gemeinwohl genommen (vgl. Neue Leipzig Charta 2020).

Gemeinsam mit dem Hansaforum, einem Zusammenschluss von aktiven Bürger:innen, die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung im Hafen- und Hansaviertel vorantreiben, erarbeiteten Mitarbeiter:innen der AG Raumplanung & Nachhaltigkeit am Institut für Geographie der WWU die Idee für das Citizen-Science-Projekt. Ziel ist es, über einen „Gemeinwohl-Barometer“ den Zustand des Gemeinwohls erstmals auf Quartiersebene der Stadt Münster sichtbar zu machen. Aufbauend auf dem vom Hansaforum partizipativ erarbeiteten Quartier-Gemeinwohl-Index soll der noch immer abstrakte Begriff des Gemeinwohls für Bürger:innen verständlich, greifbar und anwendbar gemacht werden. Sie sollen in die Lage versetzt werden, eigene Einschätzungen über das aktuelle Befinden des Gemeinwohls im Quartier treffen zu können und dies für die Allgemeinheit bereitzustellen.
In dieser Form kann das Barometer die Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik helfen, dass bei zukünftigen (planerischen) Vorhaben ihr Beitrag zum Gemeinwohl im Vordergrund steht. Es ist der Anspruch des Vorhabens, das Gemeinwohl-Barometer auch für andere Quartiere und zivilgesellschaftliche Initiativen nutzbar zu machen.
Wissenschaftliche Arbeiten zum Gemeinwohl reichen lange zurück. Problematisch war in der Vergangenheit, dass sich die Inhalte des Gemeinwohl einer rein akademisch-wissenschaftlichen Betrachtung entzogen haben, weil sie individuell und kollektiv sowie räumlich und zeitlich stark variieren. Nur die enge Verzahnung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft kann hier gemeinsam substanzielles (lokales) Wissen generieren, indem über die Citizens ein Zugang im Quartier eröffnet wird. Das Gemeinwohl-Barometer soll noch in diesem Jahr im Hansaviertel entwickelt werden.